Regenerative Landwirtschaft

Mit Hilfe alternativer Methoden wie pfluglosem Ackern, Agroforst oder syntropischer Landwirtschaft können nährstoffarme Böden mit Humus angereichert und Wälder erneuert werden

Auszug eines heise-Artikels von Susanne Aigner vom 30.04.2022 mit dem Titel „Regenerative Landwirtschaft: Pilze und Würmer statt Pflug“

Humus stabilisiert Böden und macht sie fruchtbar. Er ist dafür verantwortlich, dass Kulturpflanzen wachsen. Überall, wo Regenwürmer, Springschwänze, Milben, Bakterien, Pilze, abgefallene Blätter, Kuhfladen oder Getreidestoppeln in Nährstoffe, Enzyme, Fermente und andere Substanzen zerlegen, entsteht Humus. Ackerböden enthalten meist ein bis vier Prozent, Waldböden zwei bis acht Prozent und Grünland vier bis fünfzehn Prozent. Zusammen mit mineralischen Ton-Partikeln bildet er einen so genannten Ton-Humus-Komplex

mit hoher Wasserspeicherfähigkeit. Erhöht sich der Humusgehalt von zwei auf drei Prozent, so bindet er je nach Bodenart und -typ pro Hektar 30 bis 60 Tonnen Kohlendioxid aus der Luft. Gesunde humusreiche Böden sind in der Lage, Überschwemmungen abzupuffern und die Folgen von Dürren zu begrenzen.

Seit Jahrzehnten nehmen die Böden wegen ständiger Übernutzung und Erosion an Fruchtbarkeit ab. Alarmiert durch die stete Abnahme wächst die Zahl engagierter Landwirte, die Humus gezielt wieder aufbauen wollen. Auf einem der ältesten Biobetriebe Deutschlands errichtete Friedrich Wenz eine Forschungs- und Versuchsstation für Regenerative Landwirtschaft.

Um die Methode weiterzuverbreiten, hat der Agrarexperte sogar seine Arbeit in der Industrie aufgegeben. Sein Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit der Landwirtschaftsbetriebe zu stärken. Deshalb organisiert und moderiert er Veranstaltungen zum Thema.

Beim Regenerativen Landbau wird der Boden permanent bedeckt gehalten. Kleinstorganismen wie Bakterien bis hin zu Pilzen und Würmern werden gezielt gefüttert und gefördert. Auf das Pflügen wird dabei bewusst verzichtet. Denn der Pflug kehrt das Unterste nach oben und zerstört das Bodengefüge. Bei der Aussaat wird ein Unterbodenlockerer hinter den Trecker gespannt, dessen gekrümmte Zinken weit in den Boden hineinreichen, um diesen leicht anzuheben. In die kleinen horizontalen Risse, die im Gefüge entstehen, dringen die Pflanzenwurzeln später schnell ein.

Durch kleine Düsen, die mit den Zinken verbunden sind, wird ein milchsauer vergorenes Pflanzenferment in die entstehenden Hohlräume gespritzt. Der Saft besteht aus Brennnesselblättern, Beinwell und anderen Heilkräutern, die der Biobauer von Böschungen und Wegrändern erntet. Das Ferment regt das Bodenleben an und bereitet es auf künftige Pflanzenwurzeln vor. Mit demselben Arbeitsgang wird das Saatgut eingesät.

Kompost-Tee als Starthilfe

Der Termin für die Aussaat bei Soja ist Ende April, bei Mais ist er Anfang Mai. Geht die Saat auf, wird auf die Jungpflanzen eine nährstoffreiche Brühe ausgebracht. Dafür wird etwas Kompost in Wasser gelöst, Melasse hinzugegeben. Das Ganze wird 24 Stunden aktiv belüftet. Die Mikroorganismen im Kompost vermehren sich explosionsartig.

Die Spritzung regt die Photosynthese in den Pflanzen an und verleiht ihnen einen enormen Schub. Auf diese Weise produzieren sie zum Beispiel mehr Zucker, den sie über den Pflanzensaft als Futter an die Bakterien im Wurzelbereich im Tausch gegen Nährstoffe abgeben. Dieser Tee werde im Frühjahr auch auf das Wintergetreide oder nach einem Hagelschaden gespritzt, weiß der Experte.

Sind die Pflanzen hoch genug, wird zwischen die Reihen eine Gras-Klee-Mischung eingesät. Gras wächst auch im Wintergetreide mit – im Schatten der Hauptkulturen. Der Acker, der nach der Ernte offen daliegen würde, ist so bereits nach zwei Wochen grün. Die Untersaat schützt den Boden vor Erosion und lockert ihn durch die Wurzeln auf. Über die Photosynthese werden Kohlenstoffverbindungen wie Zucker in den Boden eingelagert. Vor der nächsten Aussaat wird der Bewuchs mit einer Fräse flach abgeschält.

Die Pflanzenreste werden mit Erde vermischt. Anschließend verbleiben sie zwei Wochen auf dem Acker, wo sie verrotten. Der Verrottungsprozess wiederum wird unterstützt durch eine Spritzung aus Pflanzenferment. Diese Flächenrotte sei eine wichtige Maßnahme, um Humus aufzubauen, erklärt Wenz im Interview mit der Zeitschrift Schrot&Korn.

Weil sich die Biologie im Boden stets ändert, werde auch der Unkrautdruck reduziert. Unkraut könnte beim pfluglosen Anbau sonst zum Problem werden …

Den vollständigen Artikel findest Du auf Telepolis unter folgendem LINK >

Fotocredit: Patricia Maine Degrave, pixabay

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