Ein Beitrag in Auszügen vom NDR von Melanie Stinn
In einer Stichprobe mit Produkten aus Getreide hat Markt das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat nachgewiesen. Die Redaktion hat Müsli, Haferflocken und Brot aus konventioneller Herstellung und Bio-Produkte eingekauft und von einem Labor auf Glyphosat untersuchen lassen. In 7 von 29 Produkten wurde das Labor fündig. Keines der überprüften Bio-Produkte ist belastet.
Stichprobe: In diesen Produkten steckt Glyphosat
Produkt | Glyphosat-Gehalt in Milligramm pro Kilogramm |
---|---|
Burger Landknäcke Urtyp | 0,026 |
Dr. Oetker Vitalis Früchte-Müsli | 0,1 |
ja! Kernige Haferflocken | 0,13 |
Kölln Haferflocken | 0,013 |
Kölln Müsli Früchte Vollkorn | 0,18 |
Kölln Mühlenklassiker Haferflocken aus Müsli Mix | 0,023 |
Lieken Urkorn Kraft | 0,035 |
Die gemessenen Werte liegen unter dem gesetzlichen Grenzwert von zehn Milligramm pro Kilogramm. Und darauf weisen die Hersteller der belasteten Produkte auch hin. Rewe äußert sich nicht. Der Chemiker und Pestizid-Experte Dr. Günter Lach sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung. Generell sei der Einsatz von Glyphosat nicht nur in Deutschland, sondern in Europa und weltweit inzwischen zu hoch: „Egal ob das Lebensmittel sind, ob das Wasser ist, Böden, Luft – aus meiner Sicht ist das Maß überschritten.“
Die Wirkung auf die Gesundheit ist umstritten
Bei Glyphosat handelt es sich um ein Umweltgift, ein sogenanntes Total-Herbizid. Es ist das weltweit meistverwendete Pflanzenschutzmittel.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung der WHO stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung, die EU und weitere Experten kommen zu einem anderen Ergebnis.
Kürzlich hat ein amerikanisches Gericht entschieden, dass der Hersteller Monsanto, der zum Bayer-Konzern gehört, einem Krebskranken 285 Millionen Dollar Schadenersatz zahlen muss. Die Richter sehen es als erwiesen an, dass der Lymphdrüsenkrebs, unter dem der Kläger leidet, auf das Monsanto-Produkt Roundup zurückzuführen ist.
Das Urteil des US-Gerichts bringt allerdings keine neuen Erkenntnisse im Wissenschaftsstreit. Es ist lediglich Bewertung eines Schwurgerichts, welches durch Laienrichter gefällt worden ist.
Fördert Glyphosat Resistenzen gegen Antibiotika?
Monsanto hat Glyphosat in der 70er-Jahren patentieren lassen, unter anderem als Antibiotikum. Die Biologin Dr. Brigitta Kurenbach von der Universität Canterbury in Neuseeland hat herausgefunden, dass Bakterien durch Glyphosat Resistenzen gegenüber Antibiotika bilden können. Dass multiresistente Keime auf dem Vormarsch sind, könnte auch an Pestiziden wie Glyphosat liegen.
In allen Bereichen, in denen Glyphosat eingesetzt wird, könnte es problematisch werden – zum Beispiel, wenn Tiere auf Weiden grasen, die mit Glyphosat saniert worden sind oder durch Abdrift belastet sind, und mit Antibiotika behandelt werden müssen. Oder wenn der Landwirt, der den Stoff auf die Felder ausbringt mit einem Antibiotikum behandelt werden muss.
Unter Abdrift versteht man den Vorgang, der während der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln vorkommen kann, wenn die Pestizide nicht nur innerhalb des behandelten Felds landen, sondern zum Beispiel durch Verwehungen in Arealen, die eigentlich nicht behandelt werden sollten.
Weltweiter Glyphosat-Einsatz auf Grünflächen und Äckern
Allein in Deutschland spritzen Bauern rund 5.000 Tonnen Glyphosat pro Jahr. Glyphosat kommt in vielen verschiedenen Bereichen zur Anwendung. Es wird in privaten Gärten eingesetzt, manche Kommunen halten mit dem Wirkstoff Grünflächen unkrautfrei, die Bahn setzt es auf ihren Gleisen ein und Landwirte sprühen es auf ihre Felder. In der EU ist der Stoff weiterhin bis 2022 zugelassen.
Glyphosat kommt auf rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Felder in Deutschland als Unkrautvernichtungsmittel zum Einsatz.
Das Wort Pflanzenschutzmittel hört sich erst einmal harmlos an – und sogar positiv, denn immerhin enthält es das Wort „Schutz”. Aber nicht zuletzt sind Pflanzenschutzmittel, also Pestizide und Herbizide, nichts anderes als Gifte. Werden durch sie Insekten getötet, verschwinden sie auch als Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Gerade das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ist nicht nur deshalb in der EU im Moment stark umstritten. Es steht seit Langem im Verdacht, krebserregend zu sein. Trotzdem wird es in Deutschland noch immer auf rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Felder gespritzt. Manche Wissenschaftler suchen nach umwelt- und gesundheitsfreundlicheren – und gleichzeitig effektiven – Alternativen.
Quelle: ndr.de/ratgeber/verbraucher/Glyphosat-Pflanzengift-im-Essen-nachgewiesen,glyphosat129.html »